Die Suche nach einer Unternehmensnachfolge kann sowohl ein zeitintensives als auch ein emotionales Thema sein. Damit Sie zum einen rechtzeitig damit beginnen und zum anderen wissen, worauf es ankommt, haben wir Ihnen hilfreiche Informationen zusammengestellt.
Unternehmensnachfolge kleiner Betriebe: Aktuelle Zahlen und Statistiken
Die IHK hat eine Statistik veröffentlicht, aus der hervorgeht, wie viele Unternehmensinhaber:innen eine Nachfolge suchen und wie viele potentielle Nachfolger:innen ihnen zur Verfügung stehen. Die Basis der Umfrage sind Unternehmen, die sich von der IHK haben beraten lassen.
Die Statistik zeigt, dass im Jahr 2021 6021 Unternehmen eine Nachfolge gesucht haben. Allerdings gab es nur 2159 potentielle Nachfolger:innen. Diese Zahl ist seit 10 Jahren der neuste Tiefpunkt. Im Vergleich: 2011 und 2012 standen mehr Nachfolger:innen zur Verfügung als gebraucht wurden.
In den kommenden vier Jahren – von 2022 bis 2026 – erwartet das Institut für Mittelstandsforschung etwa 190.000 Unternehmen, die auf der Suche nach einer Nachfolge sein werden. Wenn die Zahl der potentiellen Nachfolger:innen weiterhin rückläufig ist, stehen die Senior-Unternehmer:innen vor einer großen Herausforderung. Im Handwerk werden es in den nächsten fünf Jahren 125.000 Betriebe sein, die eine Nachfolge brauchen.
Das muss erst einmal verdaut werden. Doch nun zu einer ganz anderen, grundlegenderen Frage: Warum ist die Unternehmensnachfolge eigentlich so relevant?
Warum ist das Thema Unternehmensnachfolge so relevant?
Das Thema Unternehmensnachfolge spitzt sich seit Jahren deutschlandweit zu. Junge Leute fühlen sich, auch aufgrund der vielseitigen Jobmöglichkeiten, seltener danach, ein Unternehmen zu gründen oder eine Unternehmensnachfolge anzutreten. Sowohl die Gründung eines Unternehmens als auch die Übernahme eines Unternehmens scheinen mittlerweile nur wenig attraktiv.
Das ist überraschend! Denn nach dem Mauerfall sah die Lage ganz anders aus: 1989 ergaben sich aufgrund der politischen Situation ganz neue unternehmerische Möglichkeiten. Die Motivation war groß, etwas Eigenes aus dem Boden zu stampfen und die eigene Existenz mit einem Unternehmen abzusichern. Es gab regelrecht einen Gründungs-Boom. Darauf folgt jetzt der Nachfolge-Boom.
Aber nicht nur die Attraktivität hat abgenommen, selbst zu gründen, auch die Digitalisierung ist ein berechtigter Faktor, den es sich anzuschauen gilt, wenn es um die Nachfolge von Unternehmen geht: Bestehen Unternehmen und Betriebe schon seit vielen Jahren, verfolgen diese möglicherweise ein veraltetes Konzept. Es werden Methoden genutzt, die nicht dem neuesten Stand entsprechen und es würde eine große Menge an Ressourcen fressen, die Prozesse und Abläufe zu modernisieren. Klingt abschreckend – kein Wunder also, dass kaum einer mehr in Erwägung zieht, einen Betrieb zu übernehmen?
Leider ist das Thema der Nachfolge ein leidiges. Es wird in Unternehmen gerne vernachlässigt und so lange aufgeschoben, bis es eigentlich fast zu spät ist. Das macht es natürlich nicht einfacher! Andererseits ist es verständlich: Das Tagesgeschäft brummt, es bleibt wenig Zeit sich in eine so komplexe Thematik auf die Schnelle einzulesen und akutere Themen brennen heißer auf der Leber – wie zum Beispiel der Fachkräftemangel. Manchmal ist auch der Leidensdruck zu gering, um eine Lösung voranzutreiben. Denn bis zum Renteneintritt gibt es keinen Grund, etwas zu ändern.
Doch dann ist er da, der Zeitpunkt – die Frage nach der Nachfolge im Unternehmen ist unausweichlich. Was also tun?
Unternehmensnachfolge im Handwerk
Insbesondere im Handwerk fällt es Inhaber:innen von Betrieben oft schwer, sich auf einen Ausstieg vorzubereiten oder gar einzustellen. Warum? Handwerk ist das Lebenswerk – gar nicht so einfach, das an eine andere Person abzugeben. Emotionen mischen sich ein und es ist schwer das Thema rational und objektiv anzugehen.
Eigentlich sollte aber genau das ein Anlass sein, die Suche nach einer Nachfolge rechtzeitig und strukturiert anzugehen. Wenn Sie als Betriebsinhaber:in an Ihrem Betrieb hängen, können Sie nachts sicherlich ruhiger schlafen, wenn Sie wissen, dass Ihr Lebenswerk in guten Händen liegt. Das ist aber nur möglich, wenn Sie ein paar Punkte beachten und die Suche nach einer Nachfolge nicht auf die lange Bank schieben.
5 Dinge, die Sie bei der Unternehmensnachfolge beachten sollten
Wie aber die Suche richtig angehen? Wir haben Ihnen fünf Dinge zusammengefasst, damit Ihr Ausstieg und die Übergabe an eine Nachfolge reibungslos und zufriedenstellend für beide Seiten abläuft.
- Seien Sie sich im Klaren darüber, was Sie genau möchten: Machen Sie sich einen Zeitplan: Wann möchten Sie Ihren Betrieb frühestens und spätestens übergeben? Und wie sollte die Übergabe bestmöglich aussehen? Machen Sie sich auch Gedanken darüber, was einer Übergabe im Weg stehen könnte. Wie sieht Ihr Leben nach dem Ausstieg aus? Welche Ziele und Pläne haben Sie für Ihren Ruhestand?
- Versetzen Sie sich in die Lage der Nachfolge: Machen Sie sich Gedanken über die Wünsche und Motivationen möglicher Nachfolger:innen. Und setzen Sie sich mit der Zukunftsfähigkeit Ihres Betriebes auseinander. Gibt es notwendige Investitionen, die noch anstehen? Wie ist die Unternehmenskultur? Ihr Betrieb sollte in einem soliden Zustand sein und keine marodes Bauwerk, das kurz vor dem Einstürzen steht.
- Starten Sie frühzeitig, schrittweise und mit Unterstützung: Die Ressourcen sind oft der Hauptgrund, weshalb das Thema Unternehmensnachfolge nicht angegangen wird. Im Tagesgeschäft bleibt keine Zeit für dieses Thema: Weder für die Suche bleibt Zeit noch um den Betrieb zukunftsfähig zu machen. Deshalb ist es ratsam, dass Sie sich ein Team zusammenstellen, das Sie unterstützt. Und beginnen Sie früh genug, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
- Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg: Welche Vorteile hat die Übernahme Ihres Betriebes gegenüber einer Neugründung? Machen Sie deutlich, was Ihr Betrieb der Nachfolge bietet. Und nehmen Sie sich viel Zeit für die Kommunikation mit möglichen Kandidat:innen. Eine Unternehmensübergabe ist mit viel Verantwortung verbunden. Sie als Inhaber:in möchten Ihren Betrieb in guten Händen wissen. Ihre Nachfolge möchte möglichst transparent wissen, worauf er/sie sich einlässt.
- Entwickeln Sie eine klare Ausstiegsstrategie: Sie als Inhaber:in kennen Ihren Betrieb am besten. Nichts wird entschieden, ohne dass es über Ihren Schreibtisch gelaufen ist. Trotzdem müssen Sie sichergehen, dass Ihr Laden weiterläuft, wenn Sie das Steuer nicht mehr in der Hand haben. Eine Möglichkeit ist, Ihrer Nachfolge noch eine Zeit lang als Berater:in zur Seite zu stehen. Hierfür ist aber eine klare Strategie notwendig. Vereinbaren Sie Meilensteine und achten Sie auf eine regelmäßige Kommunikation.
Letztendlich bedeutet eine Übergabe, loszulassen und die Verantwortung abzugeben. Und solch ein Schritt sollte nicht überstürzt werden.